Auch Senioren können noch ein Instrument lernen

Was Hänschen nicht lernt, ist für Hans kein Problem – Sie kennen das Sprichwort anders? Lassen Sie sich nichts vormachen. Oder haben Sie in jungen Jahren Sudoku gelöst? Richtig, das gab es damals noch gar nicht. Gitarre und Klavier existierten zwar schon vor fünfzig oder sechzig Jahren. Aber vielleicht hatten Ihre Eltern kein Geld, um Instrument und Unterricht zu bezahlen. Oder Sie hatten gänzlich andere Interessen. Sind Ihnen Sudoku und Kreuzworträtsel zu eintönig und Spaziergänge nur etwas für Schönwettertage, überlegen Sie doch einmal, ob Musik Ihnen heute Freude machen könnte. Gesund ist es auf jeden Fall.

Positive Wirkung auf Körper und Geist

Wenn sie ein Instrument lernen, sind Senioren gleich mehrfach gefordert. Einerseits geht es um körperliche Fähigkeiten. Finger müssen beweglich sein, für Blasinstrumente muss das Lungenvolumen mitspielen, manche Instrumente sind einfach schwer zu halten. Auf die körperliche Konstitution lässt sich aber bei der Auswahl eines geeigneten Instruments Rücksicht nehmen. Es gibt aber auch geistige Anforderungen. Vor allem, wenn Sie sich ohne Vorkenntnisse an Musikunterricht wagen, sollten Sie langsam vorgehen und nicht durch zu hohe Erwartungen an sich selbst Frustrationen erzeugen. Vielleicht sind ja aus der lange zurückliegenden Schulzeit oder aus dem Gesangbuch der Kirche noch ein paar Grundkenntnisse im Notenlesen da. Aber auch dann werden Sie viel Neues aufnehmen, denn Singen nach Noten ist immer noch etwas anderes als einem Instrument die richtigen Töne zu entlocken.

Wenn Sie diese Hürden meistern, werden Sie erleben, wie gut die Musik Ihnen tut. Auch im Alter ist Ihr Gehirn in der Lage, neue Synapsen zu knüpfen. Die frisch trainierte Auffassungsgabe und die verbesserte Motorik werden Ihnen im Alltag zugutekommen. Unterschätzen Sie nicht, wie sich das Erfolgserlebnis und die Musik selbst auf Ihre Psyche auswirken werden.

Diese Instrumente sind geeignet

Überlegen Sie vor allem, was Ihnen Spaß machen würde und wo Ihre (körperlichen) Stärken liegen. In einer Musikschule werden Sie Gelegenheit haben, verschiedene Instrumente auszuprobieren. Gitarrenunterricht ist für viele Senioren erste Wahl, weil es viele geeignete Musikstücke gibt und sich schnell ein Erfolgserlebnis einstellt. Ein eigenes Instrument ist zudem schon recht preisgünstig zu haben. Die Gitarre ist nicht schwer und kann im Sitzen auf dem Schoß gehalten werden. Auch das Klavier ist beliebt, weil für das Erzeugen der Töne kaum Kraft benötigt wird. Sie sollten aber bedenken, dass die Finger beweglich sein müssen (breite Spreizung zwischen Daumen und kleinem Finger) und dass die Pedale mit den Füßen bedient werden. Wer hier Einschränkungen hat, kann sich aber am Keyboard versuchen.

Oft wird die Veeh-Harfe für Senioren-Einsteiger in die Musik empfohlen. Der Grund ist eine besondere Notenschrift, die zwischen die Saiten geschoben wird. Der 2020 verstorbene Erfinder Hermann Veeh hat das Zupfinstrument und die Noten für seinen am Down-Syndrom leidenden Sohn erfunden. Die Veeh-Harfe kann sogar im Bett gespielt werden und wird auch zum Training der Feinmotorik nach einem Schlaganfall eingesetzt. Die Anwendungsmöglichkeiten in der Hausmusik sind nicht so vielseitig wie Gitarre und Klavier, aber es gibt eine gute Auswahl an Noten und natürlich die Möglichkeit zur Improvisation.

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