„Wenn ich morgens aufwache und nichts tut weh, bin ich vermutlich tot!“ – Haben Sie diesen Satz auch schon von Altersgenossen gehört? Sicher, mit fortschreitendem Lebensalter geht vieles im Alltag zäher. Verschleißerscheinungen lassen sich meist nicht rückgängig machen. Das heißt aber nicht, dass damit auch chronische Schmerzen verbunden sein müssen. Vor allem Probleme mit dem Bewegungsapparat lassen sich auch dann noch wirksam behandeln, wenn die klassische Medizin mit ihrem Latein am Ende ist. Ein guter Osteopath erreicht vielleicht mit bloßen Händen, was Chemie nicht mehr bewirken kann.
Seit vierhundert Jahren erprobt
Auch wenn der Begriff Osteopathie erst 1874 von dem US-amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still eingeführt wurde, ist das manuelle Einrichten von Knochen und Gelenken schon seit Anfang des 17. Jahrhunderts bekannt. Es wurde allerdings zunächst als Teilgebiet der Chirurgie betrachtet. Viele gesetzliche Krankenkassen und private Versicherungsunternehmen übernehmen mittlerweile ganz oder teilweise die Kosten, wenn Osteopathie aus ärztlicher Sicht Erfolg versprechend erscheint und ein qualifizierter Behandler tätig wird. Bei enger werdendem finanziellem Spielraum der Kassen ist das ein starkes Zeichen für die mit Osteopathie erzielte Verbesserung der Lebensqualität gerade bei älteren Menschen. Wie in anderen Zweigen der Alternativmedizin stehen eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten und die Selbstheilungskräfte des Körpers im Vordergrund. Wichtig ist die individuelle Abstimmung der osteopathischen Diagnose und Therapie auf jeden Patienten – hier gibt es keine Behandlung „von der Stange“, denn jeder Mensch ist anders und benötigt deshalb eine andere Therapie. Ein guter Osteopath verwendet deshalb ausreichend Zeit darauf, seinen Patienten kennenzulernen und eine exakte Diagnose zu stellen.
Weniger Schmerzen, mehr Mobilität
Ursachen für Schmerzen im Alter sind vielfältig und in gewissem Umfang auch normal. Muskeln, Sehnen und Bänder verkürzen sich. Gelenke sind über viele Jahrzehnte beansprucht worden, ein übermäßiger Verschleiß ist unter dem Namen Arthrose bekannt. Wenn Ihrem Orthopäden die Ideen ausgehen, kann vielleicht der Osteopath Ihre Schmerzen verringern, ohne dass Sie sich mit Tabletten unerwünschte Nebenwirkungen einfangen. Freuen Sie sich auf mehr Mobilität – die kommt praktisch von selbst, wenn nicht mehr jeder Schritt eine Qual bedeutet. Ist der Anfang erst gemacht, geht die durch Bewegungsmangel verursachte Steifheit zum Beispiel der Schultern und der Wirbelsäule schnell zurück.
Erfolge auch bei den Organen
Die osteopathische Behandlung von Gelenken, Muskeln und Bindegewebe wird als parietale Osteopathie bezeichnet. Ergänzt wird dieser Teilzweig durch die viszerale Osteopathie. Sie beschäftigt sich mit den inneren Organen. Es gibt erstaunliche Berichte, wie Probleme mit Magen, Verdauungstrakt und Stoffwechsel durch Osteopathie wirksam bekämpft wurden. Das dritte Gebiet, das aber nur von ausgewählten Osteopathen beherrscht und vertreten wird, ist die cranio-sacrale Osteopathie. Die Idee dahinter ist ein regelmäßiges Pulsieren der Rückenmarksflüssigkeit. Ist der Rhythmus gestört, kann das zu verschiedenen Krankheitsbildern beitragen, indem das Immunsystem geschwächt wird. Infekte werden begünstigt, Unruhe, Nervosität und Schlafstörungen treten vermehrt auf. Viele Senioren wissen davon ein Lied zu singen. Der Osteopath versucht, in etwa einstündigen Sitzungen mit minimalem Kraftaufwand seiner Handflächen und Finger den Rhythmus zu ertasten und zu verändern. In Studien wurden nach dieser Behandlung Schmerzlinderung und Verbesserung des Wohlbefindens der Patienten nachgewiesen.
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