Zum Haare raufen: Haarverlust betrifft nicht nur Senioren

Manche Menschen wären froh, wenn sie sich bei Ärger die Haare raufen könnten. Oder wenn ihnen wenigstens graue Haare wachsen würden, die sich dann färben ließen. Beides geht aber nur noch beschränkt, wenn man unter Haarausfall leidet. Bei etwa 30 % der Männer zeigt sich schon ab einem Alter von 30 Jahren eine (Halb-)Glatze, ab 50 Jahren sind schon 50 % der Männer betroffen und ab 70 Jahren ganze 80 %. Und nicht nur Männer, sondern auch Frauen aller Altersstufen kann Haarausfall treffen.

Viele Mittel werden dagegen angeboten, mit höchst unterschiedlichem Nutzen. Manche wirken sehr gut, andere füllen nicht die Köpfe der Kunden, sondern nur die Kassen von Herstellern und Händler. Um die besten Hilfen zu finden, ist eine Analyse der Ursachen von Haarausfall sehr wichtig.

Ursachen von Haarverlust feststellen

Haarverlust durch Stress ist in unserer schnelllebigen Zeit einer der wesentlichen Gründe für lichtes Haar, und er trifft Frauen und Männer gleichermaßen. Mediziner sprechen von diffusem Haarausfall, weil er über den gesamten Kopf hinweg mehr oder weniger gleichmäßig zu beobachten ist. Zunächst eine Entwarnung: Der Verlust von rund hundert Haaren pro Tag ist völlig normal. Auch wenn die Bürste nach dem Frisieren voller Haare ist, muss das also kein Alarmzeichen sein. Nur wer über einen längeren Zeitraum regelmäßig mehr als hundert Haare täglich verliert, sollte sich Gedanken machen, einen Arzt konsultieren und je nach Empfehlung möglichst bald mit einer Therapie beginnen, damit das noch vorhandene Haar gerettet wird.

Vor allem sollte der Arzt einen Zusammenhang mit anderen Erkrankungen erkennen oder ausschließen. Essstörungen und eine dadurch verursachte Mangelernährung kann Haarausfall begünstigen, ebenso chronische Darmerkrankungen, weil Nährstoffe nicht in den Körper gelangen. Bei Infektionen wie Grippe, Scharlach, Typhus und dergleichen ist der Haarverlust dagegen nur temporär. Absetzen der Pille, Schwangerschaft, Stillzeit und Wechseljahre wirken sich bei vielen Frauen auf den Haarwuchs aus. Eine Haaranalyse kann bei Haarausfall zusätzliche Erkenntnisse bringen. Sie wird von Heilpraktikern, Apotheken, Reformhäusern und spezialisierten Laboren angeboten. Ihr Nutzen ist aber umstritten, vor allem weil es an wissenschaftlichen Erkenntnissen und Normwerten fehlt, zum Beispiel was das Vorhandensein von Mineralstoffen oder den Nachweis von Umweltgiften wie Schwermetallen im Haar angeht. Ein sogenanntes Trichogramm, das ist eine Untersuchung der Haarwurzel unter dem Mikroskop, wird beim Hautarzt erstellt. Der Dermatologe entnimmt Proben an verschiedenen Stellen der Kopfhaut und schließt daraus auf den möglichen Grund eines Haarausfalls.

Erbe von den Eltern: Der genetisch bedingte Haarausfall

Vielleicht hilft bei der Ursachenforschung auch ein einfacher Blick ins Familienalbum: Wie sahen die Eltern in vergleichbarem Alter aus? In rund 60 % der Fälle ist das Erbgut die Hauptursache für frühzeitigen Haarverlust. Der Fachbegriff hierfür lautet androgenetische Alopezie. Er zeigt sich zum Beispiel in den bekannten Geheimratsecken. Eine medikamentöse Behandlung kann den hormonell-erblich bedingten Haarverlust verlangsamen oder sogar ganz stoppen.

Nicht sicher geklärt ist die Ursache des kreisrunden Haarausfalls, der vor allem aus kosmetischen Gründen von Betroffenen als sehr störend empfunden wird, auch wenn die Hautstellen nicht jucken. Vermutlich handelt es sich um eine falsche Reaktion des Immunsystems, genetische Veranlagung und psychische Gründe – auch hier vor allem der Stress – spielen eine zusätzliche Rolle. Der kreisrunde Haarausfall bessert sich in einigen Fällen von allein wieder, meist nach einigen Monaten. Hält der Haarverlust an, kommen – je nach vermuteter Ursache – verschiedene Therapien in Frage.

Haare mit Nährstoffen versorgen

Konnten keine spezifischen Krankheitsursachen festgestellt werden, ist eine Umstellung der Lebensweise ein probates Mittel, diffusen Haarausfall zu bekämpfen. Haare lassen sich vielleicht nicht komplett gesund schlafen oder essen. Aber wenn körperlicher oder psychischer Stress zu Haarausfall führt, ist ein erholsamer Schlaf schon einmal ein guter Anfang. Eine ausgewogene Ernährung mit Obst und Gemüse ist immer empfehlenswert, nicht nur für die Haare. Grünes Blattgemüse, Kohl, Brokkoli, Zitrusfrüchte und Leber enthalten für die Haare wichtige Folsäure (Vitamin B9). Nahrungsergänzungsmittel wirken gegen Zink- und Eisenmangel. Zusätzlich lassen sich Haare und Haarwurzeln auch durch lokale Behandlung kräftigen, zum Beispiel mit einem speziellen Vitamin-Shampoo mit Biotin (Vitamin B7) oder Haarwasser, das in die Kopfhaut einmassiert wird.

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