Nie zu alt für Bitcoin & Co.

Aktienquote gleich hundert minus Lebensalter, lautet eine Faustregel für die Vermögensanlage. Sie passt nicht für jeden, aber die Grundaussage ist klar: Auch ein Senior sollte einen Teil des Ersparten in eine risikobehaftete Anlageform stecken. Bei einem Siebzigjährigen wären es beispielsweise dreißig Prozent. Wer sein Geld aufs Sparbuch oder Festgeldkonto legt, kann zuschauen, wie es durch Inflation immer weniger wert wird. Wenn es um hohe Gewinne geht, lesen wir viel über eine neue Anlageklasse: Kryptowährungen, vor allem Bitcoin. Ist das mehr als Spielgeld? Kann ich in meinem Alter noch Bitcoin-Millionär werden?

Risiken einer spekulativen Anlage begrenzen

Kryptowährungen unterliegen großen Kursschwankungen. Niemand sollte wesentliche Teile seiner Altersversorgung darauf aufbauen. Als Beimischung sind sie aber sehr interessant, auch wenn die Goldgräberstimmung verflogen ist. Wie bei Aktien gilt die alte Bauernregel: Lege niemals alle Eier in einen Korb. Elon Musk macht in den sozialen Medien eine Bemerkung, und der Bitcoinkurs fällt in den Keller oder steigt in schwindelerregende Höhen. Aber es gibt nicht nur Bitcoin. Die Kryptobörse Binance listet über zehntausend digitale Währungen. Mit einem indexbasierten Portfolio lässt sich ein Korb aus verschiedenen Währungen bilden. Neben Bitcoin sind das beispielsweise Ethereum, Ripple und Dogecoin. Krypto-Indizes werden von spezialisierten Anbietern wie Coindex und Coinpanion angeboten – beides Wortspiele, die den Bestandteil Coin (Münze) beinhalten. Ein großer Vorteil des Investments über Krypto-Plattformen ist, dass der Anleger keine digitale Geldbörse (Wallet) benötigt. Wallets sind entweder mit dem Internet verbunden (hot wallets) und können von Hackern geplündert werden, oder sie befinden sich auf lokalen Datenträgern (cold wallets). Geht der Zugangscode verloren, kommt niemand mehr an das Geld. Wissen Erben nichts von der Existenz einer cold wallet, können mit einer scheinbar bedeutungslosen Festplatte große Vermögen unwiederbringlich vernichtet werden.

Überlegte Anlagestrategie statt nervösem Traden

Als lebenserfahrener Mensch lassen Sie sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Das gilt hoffentlich auch für Ihre Vermögensanlage. Junge Trader laufen Gefahr, in psychologische Fallen zu tappen. Sie kaufen bei einer Kursrallye und fallen auf eine Überhitzung des Marktes herein, oder sie kaufen bei niedrigem Kurs, glauben an ein Schnäppchen und greifen in Wahrheit in ein fallendes Messer. Handelsplattformen mit indexbasierten Portfolios bieten Sparpläne mit monatlich gleichbleibendem Betrag. Durch die konstante Investition kaufen Sie bei niedrigen Kursen viele Anteile, bei hohen Kursen dagegen nur wenige. Die als Cost-Average-Effekt bekannte Anlage zu Durchschnittskosten steigert zwar nicht Ihren Gewinn (bzw. mildert Ihren Verlust), aber Ihr Portfolio hat geringere Schwankungen (Volatilität).

Vorteile gegenüber einem Fonds

Nun gibt es auch Fonds (ETN) auf Basis von Kryptowährungen, in der Regel eine Kryptowährung je Fonds. Allerdings kaufen die Fonds meist nicht tatsächlich Kryptogeld, sondern bilden nur dessen Wert über andere Finanzinstrumente nach. Die Sicherheit durch Streuung entfällt, wenn der Index durch eine einzelne Währung gebildet wird. Zudem ist die steuerliche Behandlung ungünstiger. Kryptowährung gilt im deutschen Steuerrecht als Sache. Nach einer Haltedauer von einem Jahr ist ein Verkauf mit Gewinn steuerfrei. Bei Fonds fällt dagegen Kapitalertragsteuer, eventuell auch Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer, an.

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